Historische Romane und Fantasy

Schlagwort: Mittelalter

Leben im Mittelalter

Gerichtsbarkeit im Mittelalter

Die hohe Gerichtsbarkeit urteilte bei Mord, Totschlag, Raub, schweren Diebstahl, Vergewaltigung, Hexerei und Kindesmord. Das Todesurteil unterschied sich nach dem Verbrechen (z.B. für Kindsmörderinnen das Ertränken, für Vergewaltigung der Feuertod oder für Mord das Rädern) sowie nach der Person des Verbrechers. So galt das Enthaupten lange als eine privilegierte Hinrichtungsmethode für Adelige, die nur von Standesgenossen verurteilt werden konnten, und Freie.

Die niedere Gerichtsbarkeit -bestehend aus Landständen, Adlige, geistliche Stifter oder Stadträte- richtete über geringere Straftaten und private Streitigkeiten wie z.B. unrechtes Maß und Gewicht, Störung des Friedens, Schulden, Erbschaft, Besitzrechte und kleine Diebstähle. Diese Urteile waren Geldbuße oder leichtere Leibstrafen, wie Prangern, Tragen des Lästersteins, Schandpfahl, Auspeitschen, Brandmarken oder Verstümmeln von z.B. Finger, Ohr oder Zunge. Gerichte fanden nie an Feiertagen statt und dauerten von Sonnenaufgang bis mittags. Ein Richter saß 12 Schöffen vor, verkündete das Urteil und achtete auf dessen Vollstreckung. Das ganze Verfahren inkl. Strafvollzug fand öffentlich im Freien oder bei geöffneten Fenstern statt.

Elisabeth von Thüringen

1207 geb., wurde die ungarische Prinzessin mit 4 Jahren Ziehschwester der Töchter und Söhne des Landgrafen von Thüringen. Sie sollte den ältesten Sohn, Hermann, ehelichen, doch dieser starb sehr jung.

1217 beerbte Ludwig mit 17 Jahren den Vater. Nachdem Elisabeths Mutter gewaltsam zu Tode kam, wurde der zweite Teil der Mitgift nicht gezahlt und einige forderten, Elisabeth zu verstoßen.

Ludwig heiratete 1221 dennoch die 14-jährige Elisabeth. Die Zwei waren nahezu unzertrennlich. Er unterstützte sie in ihrem frommen Tun und gründete mit ihr 1223 ein Hospital in Gotha. Früh nahm Elisabeth die Ideale des Franz von Assisi -Armut, Gehorsamkeit, Keuschheit- an, unterstützt von ihrem ersten geistigen Berater, dem franziskanischen Laienbruder Rodegar. Sie pflegte Kranke, gab reichlich an Bedürftige, wusch Tote, was im Adel auf Ablehnung stieß.

Sie gebar drei Kinder: 1222 Hermann, 1224 Sophie, 1227 Gertrud

Anfang 1226 gründete sie ein weiteres Hospital am Fuße der Wartburg. Kurz darauf nahm Konrad von Marburg Rodegars Stellung ein. Ehe Ludwig 1227 dem Kreuzzug des Kaisers Friedrich II folgte, gelobte sie, falls er vor ihr starb, ihrem Beichtvater gegenüber unbedingt und uneingeschränkt gehorsam sowie immerwährend keusch zu sein. Hätte sie sich das doch besser überlegt. Ludwig starb im September 1227 an einer Infektion, was ein tiefes Trauma in ihr auslöste. Ihre Worte, als sie von seinem Tod erfuhr, sind überliefert: „Wenn nun mein Bruder gestorben ist, so ist auch für mich die Welt gestorben.“

Nun hatte Konrad von Marburg, inzwischen der gefürchtetste Inquisitor seiner Zeit, die vollkommene Kontrolle über Elisabeth und allem, was ihr gehörte. Der Konflikt eskalierte offen. Ludwigs Bruder, Heinrich Raspe, übernahm sogleich die Regentschaft, den Vormund für den 5-jährigen Hermann und die Verfügungsgewalt über die Ländereien und Einkünfte der Witwe.

Elisabeth wies ihr Wohnrecht und ihren Platz an der Adelstafel zurück und lebte lieber unter entwürdigenden Umständen, u.a. im Schuppen eines Wirtshauses. Die Menschen begegneten ihr darauf mit Unverständnis und Hohn. Auch jene, denen sie zuvor geholfen hatte.

Konrad von Marburg erstritt gegen ihre Schwager Heinrich und Konrad eine Entschädigung über 2000 Silbermark und, zur lebenslangen Nutzung, Ländereien bei Marburg, wo Elisabeth 1228 ein Hospital gründete. Sie wohnte in einem Haus mit der strengen Witwe Hedwig von Seebach, die alles dem Priester erzählte, jedoch nicht so ärmlich, wie der Fund eines Kachelofens -damals ein Luxusgut- bei Ausgrabungen neben der E-Kirche beweist.

Sie radikalisierte sich zunehmend, umging jedoch Konrads Einschränkungen der Fürsorge geschickt. Die Gräueltaten ihres Beichtvaters, auch Elisabeth gegenüber, sind hinreichend bekannt und sicher mit Schuld an ihrem frühen Tod, auf den sie in ihren letzten Jahren u.a. durch engen Kontakt zu Infektiösen hingearbeitet zu haben schien: Er schlug sie blutig, nahm ihr die drei Kinder weg, verbot ihr den Umgang mit ihren letzten Vertrauten Guda und Isentrud von Hörselgau, die sie dennoch heimlich traf.

Elisabeth starb am 17. Nov. 1231 nach 10-tätiger Krankheit mit 24 Jahren. Sogleich strebte Konrad von Marburg die Heiligsprechung an und wies die Ansprüche des Johanniter-Ordens aus Wiesenfeld (Burgwald) zurück, denen Elisabeth im Falle ihres Ablebens das Hospital zugesagt hatte. Seine beiden Anträge vor der Kommission scheiterten, erst 1235 erreichten Heinrich und Konrad (Raspe) von Thüringen die Heiligsprechung.

Ernährung im Mittelalter

Die Ernährung richtete sich nach der Jahreszeit und dem, was auf dem Feld an Getreide, Gemüse, Obst oder im Wald als Wildgemüse, Kräutern, Nüssen, Wurzeln geerntet werden konnte. Der Adel ließ sich Lebensmittel auch aus dem Ausland importieren. Gesüßt wurde mit Honig und es gab einige Methoden der Konservierung von Lebensmittel.

Die Bevölkerung ernährte sich, wie man heute weiß, wesentlich gesünder: kaum Zucker und sehr selten Fleisch. Bei den Reichen und Adeligen, die viel Fleisch zu sich nahmen, war Gicht eine „beliebte“ Krankheit. Das erfuhr ich auch in einem Kräuterkurs, als es um den Giersch und dessen Wirkungsweise ging. Kräuter wurden in der Volksheilkunde und in der Küche oft und gern verwendet. Die bekannteste Kräuterbuch-Autorin im Mittelalter war Hildegard von Bingen.

Gerne wird erzählt, dass die Menschen nur Alkoholisches getrunken hätten, da das Wasser generell schmutzig / giftig gewesen sei. Nein. Sie tranken hauptsächlich Wasser, aber auch ein damals wesentlich schwächeres Bier oder pressten sich Obst zu Saft. Wein kam eher bei den „Höheren“ auf den Tisch.

Um einen Teil der Vielfalt zu zeigen, hier eine Liste mit Lebensmitteln, die es damals in unserer Gegend gab:

Getreide: Gerste, Weizen, Hafer, Hirse, Dinkel, Emmer, Einkorn, Roggen.

Gemüse: Kohl, Schalotten, Sellerie, Zwiebeln, Knoblauch, Rüben, Lattich, Erbsen, Pastinak, Spinat, Gurken, Lauch, Bohnen.

Wildgemüse (zubereitet z.B. wie Spinat): Löwenzahn, Feldsalat, Sauerampfer, Brennnessel.

Obst: Äpfel, Birnen (beides als kleinere Wildform), Zwetschgen, Kirschen, Pflaumen, verschiedene Beerenarten, Trauben, Nüsse.

Hygiene im Mittelalter

Zunächst einmal: Die Menschen waren davon überzeugt, dass Sauberkeit und Wohlgerüche Krankheiten fernhalten.
Gerne werfen sogar in Dokus die Städter ihren Unrat einfach aus dem Fenster. Doch das ist inzwischen widerlegt, denn für die Entsorgung gab es strenge Regeln.

Die Körperpflege war ihnen sehr wichtig. Sie nutzten dafür die Wasserschüssel, Seife (unterschiedlich hergestellt) und Lappen. Auch badeten sie in Flüssen oder Bächen, die Scham voreinander, wie sie heute üblich ist, war ihnen fremd.

Mit den Stadtgründungen im Hochmittelalter eröffneten die ersten Badestuben. Ihr Angebot bestand aus: Waschen, Haare schneiden, Rasieren, Massagen und medizinische Behandlungen. Sie setzten dem Bad Kräuter zu, denn sie wussten um deren reinigende und desinfizierende Wirkstoffe, auch, wenn Saponin und ätherische Öle noch nicht bekannt waren. Bei der Gelegenheit: Die Krüge auf entsprechenden Gemälden enthalten keinen Wein, sondern in Wasser aufgelöste Seife. Ein kleiner Trick: Meine Haarseife tauche ich vor der Benutzung für kurze Zeit in die Wasserschale, das Seifenwasser schütte ich mir zu Beginn der Haarwäsche über den Kopf. Fürs Duschen nehme ich übrigens auch Seife, so spare ich viel Plastik und komme nur mit wenigen Inhaltsstoffen in Kontakt. Duschen wie damals ist halt doch clever.

Zahnpflege: Sie entfernten Speisereste mit Zahnstochern und reinigte die Zähne mit einem Lappen (vermutlich mit Zusatz). Auch kauten sie aromatische Kräuter und Hölzer zur Mundhygiene.

Noch ein Aufräumen mit beliebten Irrtümern: Bereits die Germanen reinigten sich in warmen oder kalten Bädern mit Seife. Lästige Körperhaare entfernten sie mit einer Pinzette und Geräte zur Nagelpflege und Ohrlöffel hatten sie ebenfalls. Ihnen haben wir auch die Erfindung der Seife und der Haarbürste zu verdanken. Tja, die „Barbaren“ waren sehr reinlich.